Fachpraxis für systemisches Paarcoaching, Paartherapie, Paarbegleitung
In meinen Beratungen mit Paaren erlebe ich es in den meisten Fällen, dass für Enttäuschungen in der Beziehung immer der Partner verantwortlich gemacht wird. Allerdings steckt bereits in dem Wort der „Enttäuschung“ die Klärung dieses Missverständnisses, denn wer enttäuscht wurde, hat sich vorher getäuscht. Er hat etwas anderes erwartet von einem Menschen und diese Erwartung konnte nicht erfüllt werden.
Es ist keine leichte Aufgabe sich einzugestehen, dass man für Enttäuschungen immer selbst verantwortlich ist. Wer enttäuscht wird, hat die falschen Erwartungen an einen Partner gehabt. Insbesondere die, dass Liebe automatisch bedeutet, die Erwartungen des anderen zu erfüllen. Sobald dies jedoch nicht geschieht, kommt es zu Vorwürfen. Enttäuschungen machen Verborgenes in der Liebe sichtbar. Wo früher Erwartungen an den Beziehungspartner selbstverständlich und unausgesprochen gestellt wurden, kommen diese jetzt durch die Nichterfüllung ans Tageslicht.
Beispiel Seitensprung
Liebe und Enttäuschungen: Wenn es in einer Partnerschaft zu einem Seitensprung gekommen ist, dann stehen Opfer und Täter relativ schnell fest. Man hält es eben allgemein für selbstverständlich, dass Treue die Basis einer Beziehung ist und hier kein Sex mit anderen stattfinden darf. Aber wo steht das geschrieben? Vielmehr ist es eine Erwartung als ein Gesetz, dass Sex mit anderen in einer Beziehung nicht sein darf. Man kann sogar noch weiter gehen und sagen, es handelt sich dabei um eine Forderung. Wenn Liebe aber ein Gefühl des Gebens sein soll, dann haben Forderungen an dieser Stelle keinen Zutritt.
Liebe und Enttäuschungen: Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Sie keine Wünsche und Bedürfnisse in einer Beziehung aussprechen dürfen. Allerdings müssen Sie dabei akzeptieren, dass Ihr Gegenüber ein eigenständiges Wesen ist und selbstständig Entscheidungen trifft. Setzen Sie ihn mit Ihrer Erwartung nicht unter Druck. Ein Sprichwort sagt: Wer ein Problem hat, sollte es lösen. Für die Liebe bedeutet das: Machen Sie Ihr Problem nicht zum Problem Ihres Partners. Erkennen Sie, dass Bedürfnisse entstehen dürfen, diese aber nicht die Gesetze Ihrer Partnerschaft formulieren.
Was tun, wenn es in einer Partnerschaft zu einer Enttäuschung gekommen ist?
Enttäuschungen in der Liebe: Enttäuschungen gehen immer mit Schmerz und verletzten Gefühlen einher. Jetzt ist es die Aufgabe des Verletzten, den Schmerz anzuerkennen und ihn zuzulassen, ohne gleichzeitig einen anderen Menschen dafür verantwortlich zu machen. Das erfordert sehr viel Disziplin, aber die Alternative ist der Weg in die Verbitterung. Eine besondere Herausforderung besteht dann, wenn die Täuschung bewusst vollzogen wurde und man sich selbst seiner eigenen Leichtgläubigkeit bewusst machen muss. Im Idealfall ziehen Sie daraus nun Konsequenzen, um beim nächsten Mal nicht in dieselbe Falle zu tappen.
Es ergibt keinen Sinn, dem Partner die eigene Enttäuschung vorzuwerfen. Stattdessen lohnt es sich eher, sich klarzumachen, dass Vertrauen auch missbraucht werden kann.
Sind Enttäuschungen das Ende der Liebe?
Nein, wenn Sie angemessen und auf die beschriebene Weise damit umgehen. Eine Enttäuschung kann etwas Positives sein, weil sie Ihnen viel über die eigenen Erwartungen verrät. In dem Moment, in dem Menschen aufeinandertreffen, entstehen zwangsläufig Erwartungen. Das geschieht sowohl beim Vorstellungsgespräch als auch beim ersten Date. Enttäuschungen sind damit vorprogrammiert. Viele Menschen erwarten von einem anderen Menschen genau das Verhalten, das Sie selbst in einer bestimmten Situation an den Tag legen würden. Da der Partner aber kein identisches Abbild der eigenen Persönlichkeit ist, muss diese Erwartung enttäuscht werden.
